Die Rezeption des platonischen Œuvres in der Antike ist vielfältig und noch nicht annähernd vollständig erforscht. Das durch die VolkswagenStiftung geförderte Projekt Digital Plato hatte zum Ziel, die Nachwirkung und Rezeption des platonischen Werkes in der antiken griechischen Literatur über die paraphrasierende Tradition in der Antike zu erschließen. Digital Plato wurde von der VolkswagenStiftung als Verbundprojekt mit Projektpartnern aus der Klassischen Philologie (Prof. Dr. Sier, Universität Leipzig), der Alten Geschichte (Prof. Dr. Schubert, Universität Leipzig), der Korpuslinguistik (Prof. Dr. Scharloth, TU Dresden/Waseda University Tokyo) und der Informatik (Prof. Dr. Molitor / Dr. Ritter, Universität Halle-Wittenberg) im Rahmen der Förderschiene „Offen - für Außergewöhnliches“ von 2016 bis 2019 gefördert. Auf der Grundlage existierender Ansätze aus dem Bereich der Paraphrasing Technology und der vielfältigen digital vorliegenden Sekundärmaterialien zum platonischen Werk und zur altgriechischen Literatur haben wir zwei Ansätze zur Paraphrasensuche entwickelt, die auf unterschiedliche Forschungsfragen und Suchstrategien zugeschnitten sind und das Auffinden indirekter Zitate und nicht-wörtlicher Paraphrasen ermöglichen. |
Diese Paraphrasensuche wird der Öffentlichkeit über ein Web-Portal mit angepassten Such- und Einstellungsmöglichkeiten zugänglich gemacht (www.paraphrasis.org). Im Sinne eines Thesaurus haben wir die verschiedenen Erschließungswege aus der Projektarbeit gesammelt: So ist sowohl eine explorative Analyse der Nachwirkung und Rezeption des Platonischen Werkes in der antiken griechischen Literatur möglich als auch eine Anwendung zur Erschließung von Nachwirkung und Rezeption anderer antiker Autoren, so dass ganze Netzwerke von Traditionen sichtbar gemacht werden können. Die gewonnenen Erkenntnisse sind auf andere Fragestellungen aus der Philosophie, Literatur- und Wissenschaftsgeschichte übertragbar. Sie bilden die Grundlage dafür, dass auch in anderen Epochen nach der Durchdringung großer Textkorpora mit gelehrten oder ironischen Anspielungen gesucht werden kann. Darüber hinaus leisten wir einen Beitrag zur Differenzierung des Paraphrasenbegriffs in der Informatik und der Korpus- bzw. Computerlinguistik, die sich aus der Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Funktionen von Paraphrasen in der rhetorischen Tradition von Metaphrase, Paraphrase und Allusion ergibt. Diese Ergebnisse unseres Projektes sind sowohl als gedruckte Publikation im Open Access wie auch in PDF als eBook sowie in einer HTML-Ansicht (https://doi.org/10.11588/propylaeum.451) zugänglich. |