Ein Parallelcorpus von Paraphrasen auf Platon: Der Goldstandard des Projekts Platon Digital

Eine Sammlung von Paraphrasen zu platonischen Textstellen anzulegen, war eine der wichtigsten Grundlagen der Arbeit im Projekt, die nur durch das Zusammenwirken eines engagierten Teams möglich wurde. Die Sammlung, von uns ‚Goldstandard‘ genannt, diente einem doppelten Zweck: einerseits als Prüfstein für die von uns entwickelten Verfahren zur Paraphrasensuche, andererseits zur Erweiterung unseres Wissens über das Phänomen Paraphrase in der griechischen Literatur der Antike. Um eine möglichst repräsentative Auswahl zu treffen, haben wir vor allem Paraphrasen bei einschlägigen Autoren verschiedener Epochen von Aristoteles (4. Jh. v. Chr.) bis Olympiodor (6. Jh. n. Chr.) ausgewählt und zusätzlich eine Reihe von Paraphrasen zu Platons Politeia von verschiedenen Autoren aufgenommen. Für die Auswahl der Stellen konnten wir auf Vorarbeiten früherer Philologen zurückgreifen, so auf den Index Testimoniorum von Boter zur Politeia1, den Index Aristotelicus von Bonitz2 sowie zahlreiche Textausgaben mit Apparatus Fontium. Das Parallelkorpus umfasst 216 Paraphrasen, die den entsprechenden Passagen bei Platon gegenübergestellt sind – unter diesen finden sich 33 Mehrfachnennungen, da teils mehr als eine Paraphrase derselben Stelle aufgenommen wurde. Um die einzelnen Instanzen näher zu charakterisieren und zu kategorisieren, wurde innerhalb der Projektarbeit der sogenannte Referenzannotierer entwickelt, mit welchem der gesamte Goldstandard annotiert wurde.3

Wir möchten die Sammlung als Ressource gerne für weitere Forschung zur Verfügung stellen. Hier ist das nur in Form einer Tabelle mit Texten möglich. Die Textgestaltung folgt hierbei jeweils derjenigen des TLG-E, aus dem unser Online-Korpus die einzelnen Textpassagen entnommen hat. Der Goldstandard ist publiziert als gedruckte Publikation im Open Access wie auch als eBook in einer HTML-Ansicht (https://doi.org/10.11588/propylaeum.451). Der digitalen Version ist ein Export der annotierten Version des Goldstandards im JSON-Format beigefügt, der es erlaubt, nachzuvollziehen, welche Textabschnitte konkret als Paraphrase auf den Platontext bezogen werden können und wie die Paraphrase insgesamt kategorisiert werden kann.

Literatur:

  • Bonitz (1870): H. Bonitz, Index Aristotelicus, Berlin 1870.
  • Boter (1989): G. Boter, The Textual Tradition of Plato's Republic, Mnemosyne Supplementum 107, Leiden 1989.
  • Wöckener-Gade/Pöckelmann (2018): E. Wöckener-Gade, M. Pöckelmann, Bridging the Gap between Plato and his Predecessors. Towards an Annotated Gold Standard of Intertextual References to Plato in Ancient Greek Literature, Vortrag bei der EADH (2018), 07.-09.12.2018 in Gallway. https://eadh2018.exordo.com/programme/presentation/27 (Abstract)

Inhaltsverzeichnis:

  • Nr. 1–52 Aristoteles
  • Nr. 53–54 Alexis
  • Nr. 55–71 Plutarch
  • Nr. 72–95 Plotin
  • Nr. 96–120 Iamblich
  • Nr. 121–149 Themistius
  • Nr. 150–183 Proklos
  • Nr. 184–193 Olympiodor
  • Nr. 194–217 Paraphrasen zur Politeia

Erstellt/geprüft von: Eva Wöckener-Gade, Stephan Jödicke, Henning Ohst, Erik Pulz, Kevin Protze, Joachim Rautenberg, Friederike Schellhardt, Felix Schulze und André L. Visinoni

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1 Boter (1989) 290–365.
2 Bonitz (1870), dort. 589 f. s. v. Πλάτων.
3 Vgl. hierzu ausführlicher Wöckener-Gade/Pöckelmann (2018).